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Wieso eine Geschichtswerkstatt?
forschen - erinnern - gestalten

Zur Aufarbeitung und Dokumentation der "NS-Zeit" und der damit verbundenen Lebensbedingungen für die Menschen innerhalb des faschistischen Willkürsystems, hat das ABC eine Geschichtswerkstatt (ABC-GW) gegründet, zu der Schüler, Historiker, Archivare, Lehrer und alle Interessierte herzlich eingeladen sind.

Die Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beschreibt ein dunkles und blutiges Kapitel der europäischen Zivilisation. Es existieren noch viele Weiße Flecken und die letzten Zeitzeugen sind bald verstorben. Die Lehre der Weltkriege und der Shoah ist der Maßstab für gegenwärtiges Handeln. "Nie wieder!", schworen die Überlebenden und Zeitzeugen, "Nie wieder darf es Krieg und Faschismus geben!"

Als Forscher interessiert uns zunächst, wie die Pößnecker "damals" gelebt haben, wie es hier ausgesehen hat, wie die sozialen und politischen Strukturen vor und nach 1933 funktioniert haben. Deshalb sammeln wir Dokumente, Fotografien, Medien und vor allem Erinnerungsberichte von Zeitzeugen. Dieser Materialfundus soll später für Projekte von jungen und alten Menschen zur Verfügung stehen.

In einem zweiten Schritt wollen wir herausfinden, wie der "Nationalsozialismus in Thüringen" hier in Pößneck "gewirkt" hat. Wir möchten an Hand verschiedener Lebensgeschichten darstellen, wie das Leben in der "Volksgemeinschaft" war und wo die vormilitärische Ausbildung in der HJ (Hitler-Jugend) hinführte. In Pößneck gab es schon 1922 eine NSDAP-Gruppe, eine der Ersten in Thüringen.

Ein wesentlicher thematischer Schwerpunkt ist dann natürlich der Krieg. Ein Krieg der unendliches Leid über die Welt brachte und von den Nazis begonnen worden ist. Das Blut aller Menschen vermischte sich im sinnlosen Kampf, um Geltung, Macht und Ideologie. Für die jungen Menschen kaum vorstellbar, doch für die Zeitzeugen immer wieder ein Grund den Frieden in der Welt anzumahnen. Das Gedenken an die Opfer von Faschismus, Krieg und Gewalt ist keine Pflicht, sondern eine Selbstverständlichkeit.

Zeitgeschichte beginnt natürlich nicht 1933 und endet 1945, deshalb untersuchen wir auch das Leben im Kaiserreich und in der DDR, wo auch Militarisierung und Unterdrückung herrschte.

Die "Shoah" jedoch steht im Zentrum unseres Selbstverständnis als junge "Heimatforscher", damit der Antisemitismus endlich verschwindet!


Presseartikel vom 22.02.2008 aus der OTZ

Dokumentation der NS-Zeit in Pößneck
Neue Geschichtswerkstatt sucht Zeitzeugen

Pößneck (OTZ/mko). Das Aktionsbündnis Courage will eine Dokumentation über die NS-Zeit in Pößneck erarbeiten. Im Mittelpunkt sollen Ereignisse und handelnde Personen der Jahre 1922 bis 1945 stehen. Für diese Aufgabe wurde eine Geschichtswerkstatt gegründet und die jungen Leute haben einen Forschungsauftrag der Stadt Pößneck, teilt das Aktionsbündnis mit.

Die Geschichtswerkstatt will Archive sichten, bittet aber auch Bürgerinnen und Bürger aus Pößneck und darüber hinaus um Unterstützung mit Fotos, Dokumenten und anderen Materialien jener Jahre. Gefragt seien nicht zuletzt Zeitzeugen, die über das Pößneck der 30er und 40er Jahre berichten könnten. Die Form der Befragungen und der Umgang mit den Aussagen werde individuell abgesprochen. "Der Stand der lokalen Geschichtsschreibung über die NS-Zeit erscheint mangelhaft", begründen Philipp Gliesing und Sebastian Klauder von dem Pößnecker Aktionsbündnis die Notwendigkeit der geplanten Dokumentation. So existierten beispielsweise keine Publikationen über die Pößnecker NSDAP-Ortsgruppe, die schon 1922 aktiv gewesen sei. "Gerade diese Unwissenheit über die Geschichte vor der eigenen Haustür bereitet einen Nährboden für revisionistische und rechtsextreme Einstellungen", sagen die jungen Leute.

Die neue Geschichtswerkstatt will eine "Plattform für einen fairen Austausch zwischen den Generationen" sein. Angestrebt wird die Zusammenarbeit mit Schulen und Heimatforschern.

Die Forscher des Aktionsbündnisses sind unter Tel. 0162/8150845 oder [email protected] zu erreichen.


Kommentar

Mut zum Reden
Von Marius Koity

Über die braunen Jahre der Stadt wird in Pößneck durchaus gesprochen. Wessen Vater was wann gemacht habe, wird mitunter als Anekdote zum Besten gegeben. Episoden und Fotos aus jener Zeit findet man in verschiedensten Zusammenhängen dokumentiert. An eine konsequente wissenschaftliche Aufarbeitung der NS-Jahre hat sich allerdings noch keiner gewagt. Auch in vielen anderen deutschen Städten hatte man dieses Bedürfnis noch nicht. So ist die entsprechende Initiative der jungen Leute im Aktionsbündnis Courage nur zu begrüßen. Es ist auch höchste Zeit, denn Einheimische, die über die damaligen Zustände Zeugnis ablegen könnten, sind um die 70 und älter. Die geplante Dokumentation wird vielleicht ein dickes Buch ergeben. Denn in Pößneck hatte der nationalsozialistische Ungeist Duldung und Anhänger, noch bevor er der Welt den unermesslichen Schaden anrichtete. Es ist nicht nur mutig, was die Geschichtswerkstatt des Aktionsbündnisses vorhat. Allen, die noch über jene Jahre Bescheid wissen, ist der Mut zu wünschen, ehrlich darüber zu reden. Es wäre ein wichtiger Beitrag dazu, den Bestrebungen zu neuen Anfängen zu wehren.